Wertschätzung ist wichtig
von Hans-Martin Samietz
Vom Physikstudenten hat es Klaus, Familienvater aus der Schönstattbewegung, bis ins mittlere Management einer weltweit operierenden Firma geschafft – und von dort wieder ganz woanders hin. Hans-Martin Samietz hat mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen.
basis: Wie viele Berufsjahre haben Sie bereits?
Klaus: In meiner Aufgabe als weltweit Verantwortlicher für das Thema Nachhaltigkeit in meinem jetzigen Unternehmen bin ich seit anderthalb Jahren tätig. Aber insgesamt sind es ganze 30 Jahre!
basis: Was haben Sie ursprünglich studiert?
Klaus: Ich habe Physik an der Universität mit Diplom abgeschlossen. Bereits damals schon war die Wahl meines Studienfaches für mich mit der Frage verbunden, bildet dies die Basis für eine sinnstiftende Tätigkeit im Berufsleben. Meine Interessen gingen aus diesem Grund damals in Richtung Medizintechnik, so dass ich Medizin im Nebenfach belegte. Der Übergang ins Berufsleben 1996 war schwierig, so dass ich in der Lichtindustrie landete. Dort blieb ich über zwei Jahrzehnte.
basis: Was würden Sie als Ihre beruflich fruchtbarste
Phase bezeichnen?
Klaus: Ich war bald in die Rolle von Mitarbeiterführung gekommen. Das hat mir viel Freude bereitet und ich konnte für mich dort auch viele persönliche Erfolgserlebnisse verbuchen. Am fruchtbarsten war für mich die Zeit, in der ich für unter 20 Personen die Personalverantwortung hatte. Es stellte eine Mischung aus fachlicher Expertise und Führung dar, ganz bodenständig. Das war das eine. Das andere waren die vielen mit meiner Verantwortung und Aufgabe verbundene Auslandsreisen nach Asien und in die USA. Das hat meine Neugierde geweckt und mich motiviert. Es wurden immer mehr Menschen, für die ich Verantwortung bekam. Am Ende waren es bei dieser Firma bis zu 400 Mitarbeitende weltweit.
basis: Was war anders geworden, als Sie für deutlich mehr als für 20 Mitarbeitende Verantwortung bekamen?
Klaus: Ich musste einsehen, dass meine fachliche Expertise nicht mehr die Bedeutung hatte, sondern meine Persönlichkeit, meine Art mit den Menschen umzugehen. Ich wollte oft weiterhin auch als Fachmann mitdiskutieren und mitplanen. In dieser Rolle wurde ich mit zunehmender Mitarbeiterverantwortung betraut, aber immer weniger gesehen. Besonders einprägsam war eine Krisensituation, in der ich mich in die Detailplanung der Experten einmischte. Diese gaben mir unmissverständlich zu verstehen, dass ich mittlerweile eine andere Rolle habe und mich raushalten soll. Das war sehr lehrreich für mich.
Einer meiner größten beruflichen Herausforderungen war die Aufspaltung der Firma. Ein trennender Riss ging durch alle Abteilungen und Funktionen. Eine neue Firma wurde geformt und verkauft – und ich mit Ihr. Nach und nach verschlechterte sich das Betriebsklima, und meine Motivation sank mehr und mehr. Meine Identifikation mit dem Unternehmen, für das ich jahrzehntelang gearbeitet hatte, war wie weggeblasen. Es passte nicht mehr. In dieser Phase, die weit über ein Jahr dauerte, war ich ziemlich verzweifelt. Schweren Herzens verließ ich das Unternehmen, das mich als Führungskraft groß gemacht hatte.
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