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Wie funktioniert ein Heiligsprechungsprozess?

Wie funktioniert ein Selig- und Heiligsprechungsprozess?

von Joachim Schmiedl

Heilige im neutestamentlichen Sinn sind alle Getauften, alle Christen. Deshalb kann der Apostel Paulus seine Briefe immer mit einem Gruß an die „Heiligen, die in“ der adressierten Gemeinde leben, beginnen.

Wir lesen aber bereits in der Apostelgeschichte, dass nicht alle diesem Ideal der Heiligkeit entsprechen konnten. Deshalb musste eine Auswahl getroffen werden. Vorzugsweise wurden solche als Heilige bezeichnet, die wegen ihres christlichen Glaubens umgebracht wurden, also ihr Blut für Christus vergossen hatten. Als das Christentum aber im Römischen Reich anerkannt wurde, musste man nach Alternativen suchen. Nun galt ein besonders vorbildliches Leben als Ausweis der Heiligkeit. Das fand sich in erster Linie bei den Mönchen und Nonnen, also denen, welche „die Welt verlassen“ hatten und sich in Askese und Entsagung einem christlichen Leben widmeten. Auch Bischöfe und Könige bemühten sich darum, ihre Vorfahren als Heilige anerkennen zu lassen. Denn damit war das Privileg verbunden, ihre Gräber in einer Kirche zu errichten.

Nun konnte freilich jeder Bischof selber schauen, wen er für heiligmäßig hielt und diese Person zur „Ehre der Altäre“ erheben, was bedeutete, dass der Körper des Heiligen bzw. Teile aus seinem Körper (Reliquien) in einen Altar eingebaut wurden. Die entsprechende Kirche bekam dann den Namen dieses Heiligen, wurde also seinem Patronat geweiht. Die Patrozinien von Kirchen und der damit verbundene Termin für die Kirchweihfeste gehen darauf zurück.

Joachim Schmiedl

Prof. Dr. theol., Schönstatt-Pater, Professor für Mittlere und Neue Kirchengeschichte Vallendar, stellv. Vors. des Katholisch-Theologischen Fakultätentags, Chefredakteur von „Regnum“.

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Foto:© Thomas B · pixabay.com