Wo Gottes Hoffnung auf unsere Erde fällt
Familie – Quelle der Hoffnung
von Schwester Gertrud-Maria Erhard
Wenn wir auf die Herausforderungen unserer Zeit blicken, kann es leicht passieren, dass Sorgen und Unsicherheiten überwiegen: politische Spannungen, wirtschaftliche Nöte, Orientierungslosigkeit in Glaubens- und Lebensfragen. Umso kostbarer sind Orte, an denen Hoffnung spürbar wird – Orte, die uns neu erden und uns an unsere eigentliche Berufung erinnern. Ein solcher Ort ist die Familie.
Wo Hoffnung auf unsere Erde fällt
„Unser Haus … ein heiliger Ort, wo Gottes Hoffnung auf unsere Erde fällt.“ Diese Liedzeile von Wilfried Röhrig ist mehr als ein poetischer Gedanke. Sie bringt zum Ausdruck, was Familien in ganz Europa erfahren: Inmitten des Alltags, mit all seinen Spannungen, Erfolgen und Rückschlägen, wird das eigene Zuhause zu einem Ort, an dem Gott spürbar ist.
In vielen Schönstattfamilien gibt es deshalb ein „Hausheiligtum“ – eine kleine Gebetsstätte im eigenen Heim. Sie ist Symbol und Kraftquelle zugleich: Hier kommen Eltern und Kinder mit Gott und mit der Gottesmutter Maria ins Gespräch, hier wird gebetet, geschwiegen, gestritten, versöhnt. Hier wächst jene Hoffnung, die nicht von äußeren Umständen abhängt, sondern aus der Erfahrung lebt: Gott ist mitten unter uns. Wir haben einen Gnadenort bei uns zu Hause, von dem aus Maria als Mutter und Erzieherin wirksam ist.
Kleine Geschichten der Hoffnung
Solche Orte verändern. Ein Ehepaar, das in einer schwierigen Zeit kaum noch ohne Streit ein Gespräch führen kann, erhält den Rat: „Setzt euch einfach jeden Tag für ein paar Minuten still nebeneinander ins Hausheiligtum.“ Anfangs ungewohnt, entsteht nach und nach eine neue Nähe – und eines Tages reicht einer dem anderen einfach die Hand. Eine erste Brücke ist gebaut.
Wilfried Röhrig textet in seinem Lied: „Unser Haus – ein heiliger Ort, wo Gottes Liebe auf unsere Erde fällt“ – Zuhause sein dürfen – Gnade der Beheimatung.
Eine andere Familie erlebt, wie ihr neunjähriger Sohn beim gemeinsamen Gebet plötzlich genau jene Worte vorliest, die den Eltern helfen, mit Anfeindungen am Arbeitsplatz umzugehen: nicht mit Bitterkeit, sondern mit neuer Zuversicht. „Du warst heute unser Engel Gabriel“, erklären sie bewegt. „Unser Haus – ein heiliger Ort, wo Gottes Hoffnung auf unsere Erde fällt“ – Wachsen an dem, was das Leben bringt – Gnade der Wandlung.
Und ein Ärzteehepaar findet im Hausheiligtum die Kraft, ein Projekt für Familien mit behinderten Kindern zu starten. Was als zaghafte Idee beginnt, entwickelt sich zu einer Initiative, die vielen Menschen hilft. Sie sagen rückblickend: „Wir haben gespürt: Gott will das wirklich von uns – und er gibt auch die nötige Kraft.“ „Unser Haus – ein heiliger Ort, wo Gottes Feuer auf unsere Erde fällt“ – Wir haben einen Auftrag – Gnade der Sendung.
Familien in Europa – miteinander unterwegs
Vom 16. bis 18. Mai 2025 trafen sich Vertreter der Schönstatt-Familienbewegung aus sieben europäischen Ländern in Warschau. Sie tauschten Erfahrungen aus, beteten miteinander und spürten: Familie ist nicht nur privat, sie hat eine Sendung für Gesellschaft und Kirche.
„Für Familien heutzutage ist das Hausheiligtum wichtig“, betonten die Teilnehmer. „Es gibt uns Wurzeln, und es verbindet uns mit anderen.“ Gleichzeitig wurde deutlich: Familien leben heute oft in zwei Welten – in der nüchternen Realität von Schule und Beruf und in der geistlichen, religiösen Dimension. Die Frage, die bleibt: Wie gelingt es, beides zu verbinden und mitten in dieser Spannung Hoffnung zu schenken?
Dass dies nicht nur ein schönes Ideal ist, zeigte die lebendige Begegnung in Warschau. Polnische Gastfreundschaft, Besuche von Heiligtümern und der Austausch über Grenzen hinweg machten Mut: Gemeinsam können Familien ein Hoffnungszeichen für Europa sein.
Hoffnung, die trägt
Die Familie ist keine perfekte, abgeschlossene Welt. Sie ist verletzlich, angefochten, manchmal auch überfordert. Aber gerade darin liegt ihre Kraft: Sie ist ein Ort, an dem man lernt, trotz allem an Liebe und Treue festzuhalten.
So wird die Familie zu einer Quelle der Hoffnung – für ihre Mitglieder, für Nachbarn und Freunde, und letztlich auch für die Gesellschaft. Wer erlebt, dass Gott im Alltag spürbar wird, gewinnt Zuversicht, dass Wandel möglich ist: im eigenen Herzen, in Beziehungen und auch in Europa.
Oder, um es mit den Worten des Liedes von Wilfried Röhrig zu sagen: „Unser Haus – ein heiliger Ort, wo Gottes Hoffnung auf unsere Erde fällt.“
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Beitragsfoto: © Drazen · stock.adobe.com

