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Zeichen der Zeit – im Verständnis Jesu

Zeichen der Zeit

im Verständnis Jesu

von Peter Wolf

Das Wort von den „Zeichen der Zeit“, das seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil neu und verstärkt in das Bewusstsein der Christen getreten ist, geht auf Jesus zurück. Wir finden diesen Ausdruck in einer aufrüttelnden Rede an eine größere Menschenmenge, die Jesus für die Zukunft im Blick auf das Kommen des Gottesreiches wach machen will. Darin sagt Jesus zu den Leuten:

„Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiß. Und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten, warum könnt Ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil?“ (Lk 12,54 ff.)

Jesus greift eine für die Menschen in Palästina bekannte Beobachtung am Himmel auf, die sie immer wieder erleben. Bei dieser Frage nach dem Wetter bestätigt ihnen Jesus ihre Fähigkeit zur richtigen Deutung der genannten Zeichen. Aber dann kommt geradezu vorwurfsvoll die doppelte Frage:

„Warum könnt ihr dann die Zeichen der Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht von selbst das rechte Urteil?“ (Lk 56f) 

Das Zeichen: Jesus und seine Verkündigung

Jesus ist offensichtlich der Meinung, dass es nicht nur Zeichen am Himmel gibt, die einen klaren Hinweis auf unmittelbar Bevorstehendes ergeben, sondern auch Zeichen in der Zeit. Die Parallelstelle im Lukasevangelium zeigt noch stärker die Ablehnung Jesu gegenüber der vorausgehenden Forderung der Pharisäer und Sadduzäer nach einem außerordentlichen „Zeichen vom Himmel“. Er lenkt das Interesse der Fragenden – für uns überraschend – auf das „Zeichen des Jona“. Jesus sagt:

„Es wird ihnen kein anderes gegeben als das Zeichen des Jona“
(Mt 16,4).

Dieses besteht in der Verkündigung Jesu selbst, die seine Zuhörer erleben und als wichtiges Ereignis und Zeichen erkennen sollen. Von diesem „Zeichen des Jona“ war im Evangelium des Matthäus bereits einige Kapitel zuvor die Rede. In der Auseinandersetzung mit seinen ungläubigen Gegnern hatte Jesus nämlich von dem Propheten Jona gesprochen:

„Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen die Generation auftreten und sie verurteilen, denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der ist mehr als Jona“ (Mt 12,41).

Jesus ist überzeugt, dass in seiner Zeit, in seinem Auftreten und Wirken deutliche Zeichen gesetzt sind, die mit der gleichen Schlüssigkeit auf das Kommen des Gottesreiches zu deuten sind, wie die Zeichen am Himmel, welche die Leute im Blick auf das Wetter doch verstehen und deuten können.

Zeichen Gottes heute

Jesu Wort von den „Zeichen der Zeit“ hat das Konzil vor nun 50 Jahren aufgegriffen. In dem Verständnis der Konzilsväter ist der ursprünglich wohl stärker endzeitliche Kontext, der Zusammenhang mit dem nahen Gericht (vgl.Lk12,58-59) verblasst. Umso mehr sollten wir im Blick behalten, dass im Sinne Jesu es sehr wohl mitten in der Zeit Zeichen gibt, die wir im Zusammenhang mit seiner Verheißung des Reiches Gottes deuten sollen und dürfen. Ich hoffe und wünsche mir, dass uns dies in der „Basis“ immer wieder gelingt. Die neue „Basis“ tritt an mit dem Anliegen, im Deuten der Zeichen der Zeit dazuzulernen. Damit trifft sie ein Anliegen Jesu und des Konzils.

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