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Reinhold Nann

Die Amazonassynode war nicht für Deutschland gedacht

04.03.2020

Die Amazonassynode war ein voller Erfolg – für die Länder in dieser Region und ganz besonders für die Ureinwohner: Die lokale Kirche und Papst Franziskus stellten sich klar hinter die Ureinwohner und für die Bewahrung der Schöpfung. Kirchlicherseits ist ein verstärkter interkultureller Dialog gefordert, es müssen mehr Missionare, vor allem Laien und Frauen für ihren Dienst ausgebildet und beauftragt werden. Da gibt es viel zu tun in den nächsten Jahrzehnten. In der peruanischen Kirche und Öffentlichkeit ist das Schreiben “Querida Amazonía” von Papst Franziskus durchweg positiv aufgenommen worden. Lasst uns mit dem Papst die bedrohten Völker und ihre Umwelt am Amazonas schützen.

Als ich dann die Pressemeldungen aus Deutschland und Europa las, meinte ich im falschen Film zu sitzen. Da schien die Amazonassynode nur aus zwei Punkten bestanden zu haben: Weihe von verheirateten Maennern und Diakonenweihe für Frauen. Richtig, die Mehrheit der Synodenteilnehmer sprach sich dafür aus. Aber da gab es noch 118 weitere Punkte, die alle vom Papst vollständig bestätigt wurden. Die haben die meisten europäschen Kommentatoren wahrscheinlich weder gelesen noch beachtet. Ist hier nicht der alte Eurozentrismus immer noch am Wirken, der die fremden Kulturen am Amazonas immer schon als abergläubig, heidnisch und unterentwickelt versteht? Nein die Amazonasvölker sind nicht unterentwickelt, sondern anders entwickelt.

Da jubeln plötzlich die Konservativen, dass der Zoelibat und die reine Lehre “verteidigt” worden sei. Dabei wurde der Zölibat selbst nie in Frage gestellt, es wurden nur über Ausnahmen Überlegungen angestellt. Schade dass der Papst dieses heisse Eisen in Querida Amazonía nicht anfassen wollte. Meiner Meinung nach müsste es dafür eine eigene Bischofssynode geben.

Da werfen die Progressiven plötzlich Franziskus Feigheit und Frauenfeindlichkeit vor. Der Papst ist nicht feige, aber er hält die Zeit für einige Reformen noch nicht gekommen. Ich habe da eine andere Meinung, aber wie gesagt, diese beiden Reformen sind nicht die wichtigsten im jetzigen Moment in den Anden und am Amazonas. Und dass Papst Franziskus das moderne Frauenbild nicht versteht – ja was erwartet ihr denn von einem 83-jährigen Südamerikaner? Natürlich ist der mit einem ganz anderen Frauenbild groß geworden, solche Bilder ändern sich in den Personen und Institutionen nicht von heute auf morgen. Da ist die Entwicklung am Amazonas natürlich nicht so weit wie in Europa, aber dennoch kann ich Schritte in die richtige Richtung erkennen.

Das Europabild der südameikanischen Kirche war bisher eher von Dankbarkeit bestimmt: Dank für die Missionare und die geleistete Solidarität. Mit dem Rückgang der Missionare und der Spenden tritt nun mehr die geistliche Dekadenz Europas in den Vordergrund.

Ich kann versichern, dass die Kirche am Amazonas keine übersteigerten Erwartungen an den synodalen Weg in Deutschland hat. Aus Südamerika wünsche ich dem deutschen Weg alles Gute. Kämpft weniger um Ausdrücke und sucht mehr, was der Geist eurer Kirche sagen will.

Bischof Reinhold Nann, Caravelli / Peru
 


                                  Am Amazonas – Foto: © pixabay.com

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