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Michael Maas

Der Stoff, aus dem der Impfstoff ist

26.08.2020

Der Stoff, aus dem die Träume sind. Oder die Alpträume. Das ist der Impfstoff gegen das Corona-Virus. Wenn dieser zur Verfügung stünde, dann könnte das „normale“ Leben wieder Einzug halten. Dann könnten wir all das tun, was unser Leben bereichert. Fußballspiele besuchen, zu Weihnachten aus tiefstem Herzen in vollen Kirchen „Stille Nacht“ singen, Fasnet feiern, mit der Feuerwehr Übungen durchführen…

All jene, die uns ermahnen, dass es ohnehin nicht besonders erstrebenswert zu diesem „normalen“ Leben zurückzukehren, sollten einfach mal an diese oder andere Ereignisse denken und werden dabei schnell merken: Es fehlt uns eine ganze Menge aufgrund der neuen Krankheit, das durchaus sehr lohnenswert ist.

Also: alle Hoffnung darauf setzen, dass es bald einen wirksamen Impfstoff gibt und wir all das dann wieder tun können? Kaum ein Tag vergeht jedenfalls ohne eine Nachricht zu einem neuen Impfstoffkandidaten, der da oder dort getestet wird. Wissenschaftler geben Einschätzungen, Pharmaunternehmen werden zur guten Geldanlage, auf dem ganzen Globus wird fieberhaft gearbeitet.

Wann es genau einen Impfstoff gegen Corona geben wird, ist freilich ungewiss. Immerhin rechnet das Paul-Ehrlich-Institut, die hierzulande die Impfstoffe genehmigen, Anfang des kommenden Jahres, vielleicht sogar noch in den letzten Monaten dieses Jahres damit.

Wird damit alles wieder wie früher? So einfach ist es nicht. Denn neben den potentiellen Hilfsmitteln sprießen auch die Impfgegner aus dem Boden. Man wisse zu wenig, was man da gespritzt bekomme. Langzeitstudien gibt es logischerweise auch nicht. Und ein weiteres Argument wiegt schwer: Es gebe Impfstoffe, die aus den Zellen eines in den 70er Jahren abgetriebenen Embryos stammen. Kann man das ethisch verantworten?

Gewiss nicht einfach. Doch ich habe mich entschieden. Sobald der Impfstoff vorliegt, werde ich mich impfen lassen. Zum einen, weil ich Vertrauen in die handelnden Personen in unserem Land habe, die uns nicht in ein Freiluftexperiment schicken werden, wie es etwa in Russland mit dem dort bereits verabreichten, aber nicht ausreichen geprüften Impfstoff geschieht. Ein Impfstoff wird bei uns nur genehmigt werden, wenn die zu erwartenden Wirkungen die möglichen Risiken bei Weitem übertreffen. Zum anderen, so hart er klingt: Wir kommen nicht umhin, uns in dieser Welt die Hände schmutzig zu machen. In allen Bereichen unseres Lebens. Und es fällt mir gewiss nicht leicht, dass der Impfstoff in einer Abtreibung seinen Ursprung haben könnte. Aber sollen deshalb weitere Menschen sterben, weil ihnen nicht geholfen werden kann? Das kann auch nicht die Lösung sein.

Deshalb ist es weder unmoralisch noch unseriös, auf einen Impfstoff zu setzen, wenn es darum geht, der Pandemie ein Ende zu bereiten. Papst Franziskus richtet den Blick allerdings noch auf eine andere Schwierigkeit: Es darf nicht sein, dass das alles auf Kosten der Armen geht, dass sie am Ende die Impfdosen nicht bekommen, weil sie zu teuer sind und die Unternehmen und reichen Länder davon profitieren wollen. Es steht uns gut an, nicht nur an uns selbst zu denken, sondern dafür einzutreten, dass alle Menschen davon profitieren werden – unabhängig von ihrem Geldbeutel.

Ein letztes ist mir allerdings wichtig: So sehr ich mich darauf freue, dass durch den Impfstoff unser Leben wieder reicher werden wird, er kann nicht die letzte Hoffnung sein, die wir Christen haben. Unsere Hoffnung gründet darin, dass in Freude und Leid unser Herr Jesus Christus mit uns geht und er uns am Ende der Zeiten das ewige Leben verheißen hat. Das sollten wir nicht vergessen.

Direktor Michael Maas
Leiter des Zentrums für Berufungspastoral, Freiburg


                                            Foto: pixabay.com

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