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Reinhard Hauke

Valentinstag der Verliebten in Sack und Asche?

14.02.2018

In diesem Jahr fällt der Valentinstag, der 14. Februar, auf den Aschermittwoch. Das hat mich einiges Kopfzerbrechen gekostet. Was kann ich tun? Eine Tradition von 18 Jahren wegen des Zusammentreffens dieser beiden Termine aufgeben? Ich habe mich entschieden, es dabei zu belassen, denn nur etwa 8 % Katholiken und 23 % evangelische Christen in Thüringen kennen den Aschermittwoch als Tag, an dem die Fastenzeit beginnt. Viele kennen den Namen „Aschermittwoch“, an „dem alles vorbei“ ist, was die Faschingstradition betrifft, aber als Beginn der Fastenzeit ist der Termin kaum im Bewusstsein. Also wird es auch in diesem Jahr am Aschermittwoch einen Segnungsgottesdienst für Verliebte, Verlobte und Verheiratete  geben – sicherlich mit dem Hinweis in der Predigt auf die Besonderheit des Termins. 

Der heilige Valentin von Terni wird als Priester verehrt, der in Rom im 3. Jahrhundert lebte und als Martyrer starb. Seit 350 wird sein Fest am 14. Februar gefeiert. Zum Patron der Verliebten ist er geworden, weil er nach der Legende einem Paar gegen den Willen der Eltern zur Ehe und dann auch zur Flucht vor den erzürnten Eltern geholfen hat. Zum Patron der Befreundeten ist er geworden, weil er nach einer anderen Legende einer Schiffsmannschaft während eines Sturmes den nötigen Mut und Zusammenhalt gegeben hat. Wo Güte und Liebe ist, da ist Gott – so singen wir in einem Lied. Wo Menschen sich ganz auf den anderen verlassen, ist Gott mit im Bund, der zur Gemeinschaft stärkt und auch ermutigt.

Wir feiern damit einen Heiligen, dem nachgesagt wird, dass er im Namen Gottes die Liebe der Menschen unterstützt hat. Die Feier dieses Christen soll für alle Christen  eine Ermutigung dazu sein, Helfer zur Partnerschaft und zur Liebe zu werden – zur Liebe zwischen Mann und Frau und zur Nächstenliebe. In Wochen, wo von Krieg und Hass gesprochen wird und Regierungen um den Frieden und die Entspannung ringen, ist es gut, die Liebe und das gegenseitige Vertrauen auf den Thron zu heben. Wenn wir auch um die Problematik der Liebe und um deren leichte Zerbrechlichkeit wissen, so glauben wir doch an Gott, der überall da zu finden ist, wo Menschen sich um die Liebe bemühen, um sie ringen und sich an ihr freuen. Zum Gebet um die Liebe, zur Dankbarkeit für die erfahrene Liebe und zur Erweiterung des Horizontes der menschlichen Liebe auf Gott hin sind deshalb alle an diesem Tag zum ökumenischen Segnungsgottesdienst eingeladen.

Die Fastenzeit bedeutet für mich ebenfalls, dass ich mich um Versöhnung zwischen den Menschen und mit Gott bemühen muss. Verzicht auf Dinge, die ich mir sonst gönne, weil sie gut sind, machen mich neu sensibel für das Geschenk des Lebens. Ich versuche dabei auch, das Auf und Ab im Leben mit den Menschen und mit Gott neu zu verstehen. Viele meinen ja, dass Gott nur in der Freude und in der „Fülle des Lebens“ erkennbar ist. Die Fastenzeit und besonders die Passionszeit lehren uns jedoch, dass Gott in das Leiden und in den Tod geht und bis heute dort anzutreffen ist. Wie oft kommen Leiden und Tod auch in der zwischenmenschlichen Partnerschaft vor. Wie oft wird gerade dort gefragt, wo denn Gott ist, der bei der Trauung doch als Partner im Bund der Ehe zugesagt wurde. Ich glaube fest daran, dass er uns immer nahe ist, weil er an keiner Stelle der Bibel uns einen anderen Gedanken gibt. Selbst dann, wenn von einem „Sich-Ab-Wenden“ Gottes die Rede ist, weil die Menschen untreu geworden sind, bleibt er doch in der Nähe und sucht einen Ausweg durch neue Menschen, die auf ihn hören wollen.

So wünsche ich allen Verliebten, Verlobten und Verheirateten einen gesegneten Tag der Besinnung auf Gottes Liebe. Diese Liebe will uns reich und froh machen  trotz mancher Erfahrung von menschlicher Begrenztheit, die uns die Asche in Erinnerung bringt.

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Erfurt


                                     Foto: © pixabay.com

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