Raus aus dem Lärm
04.06.2025
Letzte Woche war ich mit einem Freund mehrere Tage auf dem Westweg (dem ältesten Fernwanderweg des Schwarzwalds) unterwegs. Mit Wanderschuhen, vermutlich viel zu schwerem Rucksack und ohne den ganz großen Plan ging es voran. Wenig Handyempfang, kein Kalender, keine Nachrichten, keine E-Mails. Nur der Wald, der Weg, das Wetter – und wir als Menschen unterwegs.
Immer wieder darf ich erleben, dass diese Einfachheit der Wanderung mich erdet und auf Dinge zurückführt, die wirklich relevant sind: das Schlafen auf Holzbrettern, das Suchen nach Trinkwasserquellen, Müsliriegel als Tagesverpflegung. Alles ist einfach, wenn man eine solche Tour macht. Und genau das war es, was wirklich wirkt. Nicht nur wie ein Abenteuer, sondern wie das Abstreifen von unnötigem Ballast – Schicht für Schicht fielen die überflüssigen Gedanken ab.
Auf der Wanderung wurde mal wieder klar, wie laut der Alltag um uns herum sonst ist. Wie viele Stimmen uns ansprechen, wie viele Bilder vor uns aufleuchten oder wie viele Anforderungen der Tag an uns stellt. Nun war mal wieder Zeit für die einfachen Gedanken. Wie oft schaffe ich es im Alltag beispielsweise, meine Füße bewusst zu spüren – auch wenn das bei so einer Wanderung nicht immer nur das Schönste ist.
So wird es, ohne dass es bewusst gewollt ist, auch zu einer gewissen spirituellen Erfahrung. Die Verbindung wird wieder stärker aufgebaut: die Verbindung zu mir selbst und die Verbindung mit der Umwelt um mich herum. All das, was uns im Alltag davon entkoppelt, hat in diesem Moment keinen Wert.
Ich frage mich: Wo erleben wir so etwas in unserem Alltag? Wo sind die Brunnen, die unseren Durst wirklich löschen? Wo sind die Bretter, auf denen wir ehrlich ausruhen? Gibt es auch im Alltag Wege, auf denen wir Schritt für Schritt zu uns selbst zurückfinden?
Es muss vielleicht nicht immer die mehrtägige Wanderung, die Fahrt nach Taizé oder ein anderes großes Ereignis sein. Aber wir brauchen sie – die Momente, in denen wir rauskommen. Raus aus dem Netz. Raus aus dem Lärm. Raus aus den Anforderungen und der Verantwortung.
Was kann das sein? Ein freier Nachmittag ohne Ablenkung, ein Spaziergang im Wald oder ein Gespräch ohne Blick auf die Uhr.
Wo sind deine Momente um eine Pause vom Lärm zu bekommen?
Alexander Paul
Abteilungsleiter Caritas Pforzheim
Foto: A. Paul