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Frauen singen in einer orthodoxen Kirche

Christine Lieberknecht

Gott loben, das ist unser Amt

22.05.2024

Noch heute zehren wir vom Zeugnis der ersten Christen, von ihren Erinnerungsliedern an die Macht Gottes und die Erlösung durch IHN aus Bedrängnis und Tod. Sie machten den damals Verfolgten Mut in Angst und Finsternis. Die Bibel nennt das „Lied des Mose“ und das „Lied des Lammes“ als Teil dieser ermutigenden Vergewisserung.

Der Index zur weltweiten Religionsfreiheit aus dem vergangenen Jahr zeigt uns, in welch erschreckenden Maß Christenverfolgung  auch heute ein aktuelles Thema ist. In mehr als siebzig Ländern der Erde, Tendenz  steigend, werden derzeit etwa 365 Millionen Christinnen und Christen wegen ihres Glaubens diskriminiert, vertrieben, verhaftet, gefoltert oder sogar zum Tode verurteilt und hingerichtet. Und dennoch lobpreisen unsere gefährdeten und verfolgten Brüder und Schwestern in der Welt Gott und Jesus Christus. Auch sie singen das „Lied vom Lamm“, das die Sünde der Welt trägt und bitten um Gottes Frieden, ebenso wie es die ersten Christen taten.

Möglicherweise ist es ja tatsächlich so, dass wir Gott dann am meisten bekennen, wenn die Not am größten ist. „Not lehrt beten“, heißt es im Sprichwort. Aber das wäre mir zu einfach. Vielmehr treibt mich um, wie in wenigen Tagen auf dem 103. Deutschen Katholikentag in Erfurt Christinnen und Christen unter dem Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ (Psalm 37,37b) gemeinsam mit der weltweiten Christenheit Gott preisen und loben werden. Selbstverständlich sind wir als Christen mit unserem aktiven Glaubenszeugnis in Wort und Tat für die Beendigung des Krieges und zur Ermöglichung von Frieden in der Ukraine, im Nahen Osten und überall auf der Welt gefordert. Und natürlich dürfen wir den Bedrohungen durch Klimawandel, Artensterben, soziale Verwerfungen, Herausforderungen durch weltweite Fluchtbewegungen oder Angriffe auf unsere Demokratie nicht tatenlos zusehen. All diese Themen werden in den Foren und auf den Podien in Erfurt besprochen werden.

Der Grund unseres Engagements aber liegt allein in Gottes Zusage an uns. ER ist es, der unsere Blicke und Sinne für die Leiden in der Welt schärft und der uns offene Arme und zupackende Hände gegeben hat. IHM sollen und wollen wir lobpreisen und danken. Es ist der christliche Lobpreis Gottes, der den Unterschied macht zu zivilgesellgesellschaftlichen Bündnissen und Demonstrationen, politischen Kundgebungen und Konferenzen, wenn wir als Christinnen und Christen zum 103. Deutschen Katholikentag in Erfurt beieinander sein werden. Denn dann gilt: „Gott loben, das ist unser Amt“ (GL 144, Vers 5).

Christine Lieberknecht, Ministerpräsidentin von Thüringen a.D.

Foto von Gennadij auf pixabay.com

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