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Eine Friedenstaube mit kugelsicherer Weste - Grafitti in Bethlehem.

Alexander Paul

Eine Friedenstaube mit kugelsicherer Weste - Grafitti in Bethlehem.

13.03.2025

Das war die Jahreskampagne der Caritas im Jahr 2024. Friede beginnt in mir? Aber was bedeutet das?
Die Caritas nutzt diesen Slogan, um ihn als Friedensbekenntnis weiterzudenken.

  1. Friede beginnt, wenn unsere Nächstenliebe Vorurteile überwindet.
  2. Friede beginnt, wenn wir uns für demokratische Werte einsetzen.
  3. Friede beginnt, wenn wir gemeinsam für eine gerechte Welt eintreten.
  4. Friede beginnt, wenn wir den Menschen Ängste nehmen und Brücken bauen.
  5. Friede beginnt, wenn wir zuhören und den Dialog suchen.

Fünf Punkte, die ich mit Sicherheit unterschreiben kann und deren Anliegen ich von Herzen weitertragen möchte. Und dennoch habe ich das Gefühl, dass das Friedensbekenntnis zu spät ansetzt.
Es beginnt dort, wo wir ins Handeln kommen, wo wir uns aktiv für den Frieden einsetzen, wo wir bereits etwas tun.
Aber was geschieht davor? Wie kommen wir überhaupt in dieses Frieden-Handeln?

Wenn wir auf die Weltbühne blicken, sehen wir – so mein Eindruck – immer mehr Menschen, die getrieben sind: getrieben von einer Idee, getrieben von dem Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. Doch aus dieser Getriebenheit heraus kann kein echter Frieden entstehen.
Nach meiner Erfahrung muss ich zunächst mit mir selbst im Frieden sein, um bereit zu sein für einen nachhaltigen, echten Frieden – sei es in Beziehungen, zwischen Gruppen oder auf der großen politischen Bühne.

Gleichzeitig kann das Außen nicht darauf warten, bis ich innerlich Frieden mit mir selbst geschlossen habe. Deshalb braucht es ein Zusammenspiel von innerem und äußerem Frieden.
So sehr wir uns um den Frieden nach außen bemühen, so sehr müssen wir auch unseren inneren Frieden pflegen. Wer sich nur um seinen inneren Frieden kümmert, dreht sich nur um sich selbst und bleibt ohne Wirkung. Wer sich ausschließlich um den äußeren Frieden sorgt, dabei aber innerlich zerrissen ist, wird langfristig scheitern. Nur wenn beides miteinander im Einklang ist, können wir in unserem Anliegen erfolgreich sein.

„Wer im Herzen keinen Frieden hat, der hat ihn auch nicht außen.“ (Johann Geiler von Kaysersberg)

Vielleicht ist die Fastenzeit eine ideale Gelegenheit, sich bewusst den Freiraum zu schaffen, beides neu anzugehen: sich selbst den Raum zu geben, den wir brauchen, um unseren inneren Frieden zu finden – und uns zugleich neu darauf auszurichten, diesen Frieden nach außen zu tragen. Sei es in unseren Beziehungen, in unserem Dorf oder unserer Stadt und darüber hinaus, wo immer wir wirken dürfen.

Alexander Paul, Abteilungsleiter Caritas Pforzheim

Foto: Riedel (privat)

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