Karl Borsch
Wo gibt es Halt?
16.05.2023
Drei Jahre hat Corona die Welt in Atem gehalten. Die Krise scheint überwunden. Andere Krisen dauern an. Neue sind hinzugekommen. Krieg in der Ukraine, im Jemen, im Sudan… Erderwärmung, Klima- und Naturkatastrophen. Energiekrise, Wirtschaftskrise und nicht zuletzt Kirchenkrise.
Viele Menschen verlassen die Kirche. Viele sagen: „Glaube und Kirche interessieren mich nicht mehr.“ Woran soll man sich orientieren in dieser krisenhaften Zeit? Wo gibt es Halt?
Für die einen ist es das ukrainische Volk mit seinem Präsidenten Selenskyj. Er sei „Vorbild für alle Europäerinnen und Europäer, sich auf die europäischen Ideale und Werte zu besinnen“ –so in der Begründung für den Internationalen Karlspreis in Aachen. Für andere sind es UNO oder NATO, das Wirtschaftswachstum, der DAX oder die internationale Diplomatie.
Nicht wenige, oft junge Menschen haben keine Hoffnung mehr. Last Generation. No Future.
Ich habe Hoffnung. Ich bin zuversichtlich. Der Glaube gibt mir Halt. Christus ist meine Hoffnung. Seine Zusage: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28, 20).
Wenn vermeintliche Sicherheiten, auf die wir uns Jahre und Jahrzehnte gestützt haben, zerbrechen und Koordinaten, an denen wir uns zum Teil seit Generationen orientiert haben, sich verschieben, dann finde ich Halt und Hoffnung im Geist dessen, der die Krisen dieser Welt durchlitten und im Tod überwunden hat.
Christus ist Realität: In mir, in der Kirche, in der Welt. Sein Geist wirkt.
Nicht wie eine App, die man runterlädt und anwendet. Gottes Geist lässt sich nicht äußerlich, mechanisch anwenden. Man muss ihm Raum geben – innerlich.
Wenn wir das tun, Gottes Geist in uns wirken lassen, im Denken, Reden und Handeln, dann vermittelt er das, was wir im Moment so sehr brauchen: Orientierung und Halt.
Weihbischof Karl Borsch, Aachen
Foto: Gerd Altmann – pixabay.com