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Ein Mensch in einem Labyrinth

Ludger Schepers

Euer Herz lasse sich nicht verwirren

10.05.2023

Verwirren, was steckt alles hinter diesem Wort: da wird etwas so ineinander verschlungen, dass es sich verknotet und nur schwer wieder in einen ordentlichen, übersichtlichen Zustand gebracht werden kann; jemand oder etwas verwirrt, da ist jemand in seinem klaren Denken beeinträchtigt, ist irre gemacht, aus der Fassung gebracht; etwas verwirrt sich vom Verstand, Bewusstsein ist beeinträchtigt, kommt durcheinander. Ein Erlebnis hat mich verwirrt. Du hast mich verwirrt, um nur etwas den Rahmen abzustecken, was sich mit diesem Wort verbinden lässt.

Mir fällt dazu Unterschiedliches ein:

Was ist der richtige Weg zum Frieden in der Ukraine, Waffenlieferung ja oder nein? Welche Lösung ist die richtige auf dem Weg, den Co2-Anstieg zu stoppen? ExpertInnen und Medien überbieten sich geradezu. In Fake News und KI ist die Wahrheit nur schwer zu identifizieren.

Im Zusammenhang mit dem Synodalen Weg ist viel Verwirrung entstanden. Wie lassen sich da die Knoten gegensätzlicher Meinungen lösen? Was berichten Medien und was Personen, die sich fast vier Jahre intensivst mit den Fragen der Foren beschäftigt haben, zähneknirschend Kompromisse eingegangen sind? Was habe ich von Reaktionen z.B. aus Nordeuropa, Polen, Afrika oder von Kurialen aus Rom zu halten? Papst Franziskus mit seinen unterschiedlichsten Kommentaren verwirrt mich.

Ich fühle mich den Jüngern nahe, denen Jesus gerade das Gebot der Liebe gegeben hat und dann sagt: „Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch!“ Verständlich, dass die Jünger traurig werden, als sie Jesus so sprechen hören.

Wie soll man sich auch damit abfinden, einen solch außergewöhnlichen Freund, einen so guten und starken Meister zu verlieren? Als Jesus sieht, wie traurig die Jünger werden, spricht er weiter zu ihnen und tröstet: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen… Wenn ich gegangen bin und euch einen Platz bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen.“ Jesus möchte, dass die Bindung der Freundschaft zu ihm nicht zerreißt, sondern in Ewigkeit bestehen bleibt, und deshalb fügt er hinzu: „damit auch ihr dort seid, wo ich bin“. (Joh 14,1-3)

Die Freundschaft zu Jesus Christus ist jedem und jeder von uns seit der Taufe geschenkt, und unser ganzes Leben soll Tag für Tag eine Antwort sein auf das Geschenk dieser Freundschaft.

Diejenigen, die Jesus mit seiner Liebe beschenkt, lässt er nicht allein, sondern ER will, dass sie auf ewig bei ihm sind. Die Jünger sind trotz der engen Weggemeinschaft verunsichert als er sagt: „Wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.“

Tatsächlich aber war es nicht so, wie es auch heute für uns so nicht ist. Und so fragt Thomas im Namen aller, was denn dieser Weg sei. Jesus gibt ihm noch einmal eine klare Antwort: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,4.6) Indem wir mit Jesus vereint bleiben, sind wir gewiss, dass wir auf dem richtigen Weg gehen. Durch die Lebensgemeinschaft mit ihm gelangen wir zur ewigen Gemeinschaft mit Gott. Sein Weggehen ist zugleich ein neues Ankommen. Gottes Geschenk ist der Beistand des Heiligen Geistes in dieser Zeit.

Verwirrende Ereignisse, Taten und Zustände gibt es ja heute und nicht erst heute in Kirche und Welt wahrhaftig genug.

Pfingsten ist darum für mich eines der wichtigsten Feste. Alle sind verwirrt und verstehen sich doch in der Sprache der Liebe. Heiliger Geist entzünde in allen das Feuer der Liebe und das Antlitz der Erde, der Kirche wird neu.

Weihbischof Ludger Schepers, Essen


                              Foto: Matthias Wewering – pixabay.com

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