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Ludger Schepers

Wo ist die Kirche?

21.10.2020

„Wo ist die Kirche?“ Diese Frage habe ich in Zeiten der Corona-Pandemie sehr oft gehört. Kirche ist da, sie versteckt sich nicht, aber viele ihrer Mitglieder nehmen gar nicht wahr, wo sie überall präsent ist. Ich habe in den letzten vier Wochen in zwei Pfarreien fünf verschiedene e. V. besucht, die aus Verbindungen mit dem BDKJ und Stadtkirchenverbänden, Initiativen von Ordensleuten oder im Gemeindeengagement entstanden sind. Als eingetragene Vereine sind sie aber weitgehend aus dem Bewusstsein verschwunden, dass da Kirche präsent ist.

Ich nenne exemplarisch einige Arbeitsbereiche:

  • Unterstützung von Eltern, Kindern und Jugendlichen beim Wechsel von einer Schule in die nächste
  • Berufsorientierung
  • individuelle Förderung und Qualifizierung in verschiedenen Berufsfeldern
  • flankierender Stütz- und Förderunterricht
  • sozialpädagogische Begleitung bei persönlichen Problemen oder solchen, die die Ausbildung betreffen
  • Zusammenarbeit im sozialpastoralen Auftrag für langzeitarbeitslose und von Armut betroffene Menschen
  • Stellenangebote für Jugendliche und Erwachsene mit einer Behinderung oder fehlenden Deutschkenntnissen
  • preisgünstige warme Mahlzeiten für Bedürftige und Obdachlose
  • Gebrauchtwaren-Kaufhaus
  • Akzente und Umsetzungsideen zum „Welttag der Armen“

„Nächsten Liebe zeigen“ aus dem Glauben: Dieses Motto fand ich hundertfach in den unterschiedlichsten caritativen Feldern, Glaubensverkündigung in vielen Facetten, angefangen von der Taufkatechese bis zur Trauerbegleitung, liturgische Feiern ökumenisch und interreligiös, Begegnung mit Menschen unterschiedlichster Kulturen zum gegenseitigen Verstehen und Toleranz.

„Bei Kirche, da wirste geholfen.“ Das weiß der oder die Obdachlose, der Mensch ohne Krankenversicherung, abgeschoben vom Krankenhaus und im wahrsten Sinne der Einrichtung vor die Tür gelegt, die Polizei, die wegen erlebter häuslicher Gewalt eine Frau bringt, die wegen geschlossener bzw. besetzter Plätze im Frauenhaus keinen anderen Ausweg weiß.

Ich habe Menschen getroffen, die trotz ihrer Ausbildung und beruflich gesicherten Stellung auf eine Karriere verzichten und in diesen von Spenden und Fördermitteln abhängigen Vereinen arbeiten, um für Menschen am Rand unserer Gesellschaft ganz da sein zu können, die keine Stunde Mehrarbeit scheuen, auch nicht zu außergewöhnlichen Zeiten, wenn Menschen Hilfe brauchen. Dazu kommen sehr viele hochengagierte Ehrenamtliche.

Mein Wunsch, dass wir „Gläubige“ in Gemeinde, Pfarrei und Bistum diese Initiativen mehr wertschätzen und unterstützen, ideell und finanziell, weil sonst noch mehr Menschen auf der Strecke bleiben. Dass wir Kirche sind, offen für das, was die Menschen bewegt, dass wir ihre Trauer und Angst, ihre Freude und Hoffnung teilen, damit sie Gott erfahren, der uns liebt. 


                                     Foto: pixabay.com

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