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Magdalena Kiess

Haushalten

11.09.2024

Pünktlich zum Temperatursturz ist die Sommerpause vorbei und die Verhandlungen über den Jahreshaushalt 2025 starten in der so genannten Haushaltswoche im Bundestag. Nun wird im Laufe dieser Woche darüber debattiert, ob die einzelnen Ressorts im Haushaltsentwurf auskömmlich berücksichtigt wurden, ob richtig gerechnet und kalkuliert wurde oder ob nochmal nachjustiert werden muss. 490 Mrd. Euro sieht der aktuelle Entwurf an Ausgaben vor. Diskutiert wird gerade insbesondere ein Posten von 12 Mrd. sogenannter globaler Minderausgaben. Bei dieser geplanten Summe ist noch nicht klar, woher sie eigentlich kommen soll. Man rechnet damit, dass Gelder im laufenden Prozess nicht ausgegeben bzw. nicht abgerufen werden und sich so die Lücke schließt. Nach der Haushaltswoche sind die Haushälter des Bundestags am Zug und arbeiten Veränderungen ein, die bei der sogenannten Bereinigungssitzung im November abgestimmt werden. Danach wird der Haushalt offiziell vom Bundestag beschlossen.

Mindestens drei Monate dauert also allein der Veränderungs- und Abstimmungsprozess über den neuen Jahreshaushalt. Da heißt es: Vorausschauen, kalkulieren, Prioritäten setzen, besonnen und mutig zugleich sein. Was wird im kommenden Jahr wichtig werden? Wo ist die Not am größten? Wie viel Geld kommt rein? Welche Ausgaben sind unerlässlich? Und wie halten sich die Schulden in Grenzen?

Nicht nur der Bundestag, auch wir selbst stehen jedes Jahr und eigentlich jede Woche oder sogar jeden Tag vor der Aufgabe, hauszuhalten und eine Balance zu finden zwischen unseren Interessen, Verpflichtungen und Kräften. Auch an uns gehen die Fragen: Was muss wirklich sein und was ist nice to have? Genauso sollten wir – wie gute Haushälter – mit einbeziehen, wie viel wir überhaupt an Ressourcen, an Kräften zur Verfügung haben und wie wir sie auftanken können. Manchmal kalkulieren vielleicht auch wir unsere „globalen Minderausgaben“ etwas zu großzügig oder haben uns schlicht verrechnet. Dann bleiben wir uns selbst, aber auch anderen etwas schuldig.

Der heilige Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux (1090-1153) schrieb schon im Mittelalter an Papst Eugen III. eine Lebensweisheit zu einem ausgewogenen Haushalt, einem Leben in Balance. Er rät ihm:

„Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. […] Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. […]

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen […]. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird zur See. […] Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.“

Die Haushälter des Bundestages nehmen sich viele Wochen Zeit für Planung und Kalkulation aller Einnahmen und Ausgaben, damit am Ende die Rechnung aufgeht. Vielleicht ist ja auch für uns gerade jetzt nach den Sommerferien eine gute Gelegenheit, unseren inneren Haushalt nochmal sorgfältig zu überprüfen, ggf. den Rotstift anzusetzen und nachzujustieren, falls wir uns in den letzten Monaten verrechnet haben sollten. Dann klappts vielleicht zumindest bei uns mit den schwarzen Zahlen dieses Jahr…

Magdalena Kiess, Berlin
Theologin


                                    Foto von Mario Vogelsteller auf pixabay.com

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