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Mosaik in Revaenne Polykarp

Reinhard Hauke

Vier Sieger aus der frühen Kirche (Ravenna) – ganz links Polykarp – wikimedia commons

Reich werden durch den Glauben

23.02.2022

Eine kleine runde Kapsel befindet sich im Kunstmagazin des Erfurter Domes, die eine Reliquie des heiligen Märtyrerbischofs Polykarp von Smyrna enthält. Die Reliquie ist nur etwa 2 Millimeter groß und liebevoll mit Blumenmotiven umstickt, wie man es in der Barockzeit gern gemacht hat. Diese kleine Kapsel eines Heiligen aus dem 2. Jahrhundert regt mich an, über sein Glaubenszeugnis nachzudenken.

Polykarp von Smyrna in Kleinasien war 86 Jahre alt, als er am 23. Februar des Jahres 155 oder 168 das Martyrium erlitt. Über seine Hinrichtung berichten Protokolle, in denen berichtet wird:

„Der Bischof legte die Obergewänder ab und löste den Gürtel seiner Tunica. So pflegte man es zu tun, wenn man nach Hause kam. Der Tod war für ihn Heimkehr… Die Hände auf dem Rücken festgebunden, schaute er himmelwärts und rezitierte ein Hochgebet, eine Präfation auf den Vater unseres Herrn Jesus Christus, den Schöpfer aller Dinge und Menschen, der ihn würdigte, am Kelche Christi teilzuhaben auf die Auferstehung hin.“

Manche kommentieren diesen Bericht mit den Worten: Polykarp habe seine Hinrichtung wie ein Hochamt zelebriert. Mit 86 Jahren hatte er keine Angst vor dem Sterben und keine Drohung konnte ihn davon abhalten, zu seinem Glaubensbekenntnis zu stehen, das er bisher in seiner Gemeinde und in seinem Bistum abgelegt hatte.

Es ist die Zeit, in der die Christen verfolgt wurden und man besonders auch auf die Bischöfe geschaut hat, die zum Abfall vom Glauben gezwungen wurden, um ebenso die Gläubigen dazu zu bringen. Das mutige Zeugnis ihres Bischofs Polykarp war damit natürlich eine Stärkung des Glaubens seiner Gemeinde in Smyrna und die Intention der römischen Regierung wurde zunichte gemacht. Es wird vermutet, dass der Märtyrerbischof Polykarp in die Schule des Apostels Johannes gegangen ist. Damit wäre er ganz nahe am Glaubenszeugnis eines Menschen, der Jesus Christus selbst gehört und erlebt hat.

Manchmal sehne ich mich nach einer solchen Nähe zu Jesus Christus, wenn es um die Beantwortung der Fragen geht, die heute für die Kirche in Deutschland anstehen. Gerade wir Bischöfe stehen im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit und ringen um einen guten Weg für die Kirche, die wir als zerbeult erleben – wie es Papst Franziskus einmal ausgedrückt hat.

Zur Zeit des heiligen Bischofs Polykarp gab es auch Christen, die angesichts von äußerer Bedrohung vom Glauben abgefallen sind. Aber es gab auch innere Bedrohung der Einheit, denn unter den Bischöfen bestand keine einheitliche Meinung in der Frage, wie man mit denjenigen umgehen soll, die vom Glauben abgefallen waren und später wieder in die Kirche zurückkehren wollten. Auch wurde zur Zeit des heiligen Polykarp zwischen den Bischöfen im Osten und Westen des Römischen Reiches über den richtigen Termin des Osterfestes gestritten. Vermutlich ging es dabei ebenso emotional zu, wie wir es derzeit bei den Diskussionen in den Konferenzen des Synodalen Weges erleben.

Wenn jedoch die Absicht besteht, einen guten gemeinsamen Weg für die Kirche und die Gläubigen zu finden, wird es immer eine Zukunft geben. Auch während seines Martyriums war der alte Bischof von Smyrna voller Zuversicht, dass trotz seines Untergangs ein weiterer und guter Weg für die Kirche möglich ist, weil es ja nicht die Kirche der Menschen, sondern die Kirche Jesu Christi ist, die wir gestalten und in der Gottes Geist weht.

Polykarp hat angesichts seines Todes das Hochgebet der Heiligen Messe gebetet, das er vermutlich auswendig konnte, und Gott als Schöpfer der Welt gepriesen – so wurde es berichtet. Auch in dieser bedrängenden Zeit feiern wir Eucharistie und leben im Kirchenjahr mit seinen Festen und Gedenktagen. Wir steuern auf die Fastenzeit zu und suchen dort wieder nach einem Neuanfang im Leben aus dem Glauben an den Sieg Jesu Christi über Sünde und Tod. Wir haben damit Mut, mit den Gaben von Brot und Wein auch uns selbst verwandeln zu lassen in Menschen, die keine Angst haben vor dem Kleingemacht-Werden und Versagen, weil wir Jesus Christus kennen, der uns aus unserer Kleinheit herausholen kann, wenn wir ihn darum bitten.

Ich lade dazu ein, diese Bitte um Erlösung aus Sünde und Tod niemals zu vergessen oder gering zu achten. Der Glaube an den Sieg über Sünde und Tod ist unser Schatz, der auch den heiligen Bischof Polykarp reich und froh gemacht hat.

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Erfurt


                            Foto: wikimedia commons

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