Hoffnung wirkt
21.05.2025
Das frische Maiengrün mit blühenden Wiesen, Bäumen und Gärten, mit dem uns unser Schöpfergott in jedem Frühjahr neu beschenkt, wirkt auf mich wie ein Lebenselixier.
Das Heilshandeln Gottes an seiner Schöpfung erweckt in mir tiefe Dankbarkeit und Freude. Aber es ist nicht nur das neue Leben in der Natur, das in diesen Tagen mein Herz beschwingt. Das von Papst Franziskus ausgerufene „Heilige Jahr der Hoffnung“ wirkt. Es wirkt über den Tod von Papst Franziskus hinaus auf wundervolle Weise im Lebens- und Glaubenszeugnis seines Nachfolgers Papst Leo XIV. fort. Die Botschaft von Papst Leo XIV. für Frieden, sein Einsatz für die Armen und Entrechteten verbunden mit augustinischer Frömmigkeit und Spiritualität entzünden weit über die Katholische Kirche hinaus neuen Glaubensmut und Zuversicht.
Auch in mancherlei Aufbrüchen aus scheinbar festgefahrenen, unheilvollen Situationen im Weltgeschehen keimt für mich Hoffnung auf.
Dabei übersehe ich nicht, dass es noch weiter Wege bedarf, bis in der Ukraine oder zwischen Israelis und Palästinensern wieder Frieden möglich werden wird, um nur zwei aktuelle Beispiele aus unserer friedlosen Welt zu nennen. Aber ich habe Hoffnung, dass aus noch so unscheinbaren und verletzlichen Ansätzen etwas Gutes entstehen kann. Ich habe Hoffnung, dass sich Stimmungen ändern können und neues Vertrauen wächst.
Wenn den Menschen in unserem Land nun schon zum wiederholten Mal durch das renommierte Allensbacher Institut mit insgesamt 57% der Befragten mehrheitlich Furcht und Skepsis zum Beginn des Jahres bescheinigt wurden und mit 34% nur ein Drittel der Deutschen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, dann kann unser Land noch einmal mehr froh und dankbar über den Impuls des „Heiligen Jahres der Hoffnung“ sein.
Auch mit dem Start der neuen Bundesregierung verbinde ich Hoffnung. Es war ja keineswegs selbstverständlich, dass sich die teils erbitterten Wahlkampfkontrahenten von Union und SPD in einem offenbar optimistisch-vertrauensvollen Regierungsteam für Deutschland zusammenfinden würden. Dass den neuen Koalitionären auf dem Weg zur Regierungsbildung die nun oppositionellen Bündnis90/ Die Grünen und die LINKE zum Teil zur Seite standen, mag manch einer kritisch sehen. Ich sehe darin, die Ermöglichung von Chancen zu neuer Handlungsfähigkeit, die unser Land dringend braucht. Ich bin sicher, wir werden in diesem „Heiligen Jahr“ noch manch hoffnungsvolles Zeugnis von „Pilgern der Hoffnung“ hören und von Menschen, die uns wie Du und ich im Alltag begegnen.
Christine Lieberknecht, Ministerpräsidentin von Thüringen a. D.
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