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Eine Gruppe junger Leute in einem Kornfeld.

Gertrud Pollak

Belonging…

28.02.2024

Ist die Überschrift nur ein Anglizismus, wie so oft in unserem heutigen Deutsch ein Leihwort aus dem Englischen? Gewiss lässt sich dieser Begriff im Wesentlichen schlicht übersetzen mit „Zugehörigkeit“ oder „dazugehören“. Allerdings steckt hinter dem englischen Sachwort viel mehr. Es beschreibt die Arbeit und Entdeckungen verschiedener Wissenschaftler, vor allem von Psychologen.

Auch als Nichtfachmann kann man es ganz einfach beobachten – dazugehören, ein Teil von etwas Größeren sein, bringt Freude und ist viele Anstrengungen wert.  Ich denke an die vielen interessanten Bilder der Fastnachtsumzüge und Fastnachtssitzungen. Zu einer identifizierbaren Gruppe zu gehören, ist einfach wichtig. Und was setze ich da ein! Oder die begeisterten Zuschauer in den Fußballstadien – dazwischen sein, mit einem der beiden Vereine sympathisieren oder gar dazugehören ist wichtig.

Dazugehören wollen

Die Sehnsucht nach menschlicher Nähe, nach Kontakt und Beziehung ist eines der grundlegendsten Bedürfnisse in uns Menschen. Dort wo wir an einer Gemeinschaft wirklich teilnehmen können, tragen wir normalerweise auch gerne unseren Teil bei. Denken wir etwa an eine funktionierende Familie. Wichtig ist, dass eine Persönlichkeit in ihrem Sosein, als Person, so wie sie wirklich ist, eingebunden ist. Die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wollen einbezogen sein. Der Einzelne fühlt sich wertgeschätzt und gilt als Bereicherung der Gruppe.

Wenn Sicherheiten schwinden

An vielen Beispielen aus unserer Umgebung könnte gezeigt werden, dass ein solches Gefühl des Dazugehörens vor allem dann ganz wichtig ist, wenn bisherige Gewohnheiten und Sicherheiten schwinden. Veränderungen im persönlichen inneren und äußeren Empfinden schaffen Unsicherheit und Haltlosigkeit. Im Tod einer geliebten, nahen Person oder der Scheidung von einem Menschen, der als Lebenspartner immer dabei war, liegt keine Sicherheit, keine Zugehörigkeit mehr. Es kommt die Angst, zu bestimmten Kreisen nicht mehr dazu zu gehören, plötzlich allein zu sein. Manchmal sind so starke Bindungen gewachsen, dass sie nicht mehr ohne inneren Schaden gelöst werden können.

Die Umgebung, die Arbeitsgemeinschaft, die Pfarrei oder die Gesellschaft, die mitträgt, ist für niemanden heute eine Selbstverständlichkeit. Leben in einem anderen Land, mit fremden Gewohnheiten und Menschen, die man nicht versteht, ist schwer. Heimatlosigkeit zerstört. Jegliches Gefühl von Nichtzugehörigkeit bringt schwere, oft nicht direkt erkennbare Konsequenzen.

 Dazugehören, Beziehungen sind mehr

Dazugehören erfordert eine Beziehung und Bindung, die über bloße Vertrautheit oder äußere Bekanntschaft weit hinausgeht. Gefühlsbezogene, psychische und spirituelle Emotionen spielen eine große Rolle. Wie viele leben neben uns und fühlen sich allein? Unterstützung mit materieller Hilfe ist notwendig, aber reicht nicht, um dazu zu gehören.  Um was geht es der alleinerziehenden Mutter? Oder – es mögen politische Überlegungen wichtig sein für die Flüchtlinge. Doch zunächst geht es um Menschen und deren Grundbedürfnis als Individuen angesehen zu werden. Es bleibt die Sehnsucht nach menschlicher Nähe, nach Kontakt und Bindung als eines der grundlegendsten Bedürfnisse in jedem Menschen. Räumliche Nähe ist ein wichtiges Element bei der Beziehungsbildung. Deshalb ist unser Kontakt auf der Straße, unsere Begegnung in einem Kaufhaus, die Mitgliedschaft in einem Verein wichtig – von Mensch zu Mensch.

Gesunde Bindungen verbinden

Bindungen müssen nicht fesseln und anbinden. Aber gesunde Bindungen sind verbindlich und verbinden von Mensch zu Mensch. Sie lassen spüren, dass Dazugehören wichtig ist. Die Herausforderung, die für uns alle bleibt: Was tun, dass „belonging“, dass Zugehörigkeit gelingt?

Dr. Gertrud Pollak, Vallendar
Ordinariatsdirektorin a. D.
Generaloberin Säkularinstitut Frauen von Schönstatt


                                     Foto: Dim Hou auf Pixabay

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