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Man sieht die Füße eines jungen Menschen, der gerade auf einer Wiese in die Luft springt.

Christian Hennecke

Widersagst du dem Bösen…

27.03.2024

…um in der Freiheit der Kinder Gottes leben zu können? So werden Menschen gefragt, die sich – auch dieses Jahr in der Osternacht – taufen lassen werden. Und sie widersagen. Lange Zeit fiel es ein wenig schwer, über die Wirklichkeit des Bösen zu sprechen, es als reale Macht wahrzunehmen. Es schien ein Wort aus anderen Zeiten. Aber die Zeiten haben sich geändert. Kriege wie in der Ukraine, erschreckende Gemetzel wie in Israel und Gaza, selbstverständliche Lügen und Fakenews, eine dramatische Polarisierung unserer Gesellschaft und die nicht seltene Unfähigkeit zum echten Dialog sprechen eine erschreckende Sprache – eine Sprache des Diabolischen, des Bösen.  Und zwischen Putin und Trump, Erdogan und Xi wird ein Missbrauch von Macht sichtbar, der kaum zu begreifen ist.

Nie so wie in diesen letzten Jahren offenbart sich die Radikalität des Bösen und seiner Macht so unverstellt. Wie kann man dieser oft dämonischen Macht widerstehen? Wie kann man verhindern, in den Sog der Erregtheit hineingezogen werden? Wie kann man nicht mitspielen, und wie kann ein anderer Weg eingeschlagen werden?

Die Demonstrationen der vielen Menschen für Demokratie und Gleichwürdigkeit, die ebenso plötzlich ans Licht und auf die Plätze gekommen sind, machen deutlich, dass es in vielen Menschen auch ein Gespür für die Echtheit des Menschseins gibt, für jene Geschwisterlichkeit unter allen Menschen, eben für das, was wir als Christen die Freiheit der Kinder Gottes nennen.

Denn diese Rede handelt ja nicht von einer frömmelnden Ideologie, sondern es geht um eine neue Existenzform: eine geschenkte Freiheit, aus der wir leben und durch die wir frei werden von der Macht, die sich auch auf uns legen will. In einer mehr als säkularen Moderne wird wieder ansichtig, was für eine Widerstandskraft in einem gelebten und authentischen Christsein liegen könnte…

Bald ist Ostern. Bald feiern wir jenes Ereignis einer Liebe, die den Tod, die übergriffige Macht, die diabolische Verzerrung der Wirklichkeit, die Abgrundtiefe unsinnigen Leids überwunden hat, indem er selbst in Freiheit diese Macht erlitten und gebrochen hat – zugunsten des Lebens. Bald ist Ostern, und wir feiern Auferstehung. Wir feiern das Ereignis einer Liebe, die uns frei macht, die Fesseln löst und Wunden heilt – und uns fähig macht zu Widerstand und Engagement. Taufe heißt, dem Bösen widersagen können und in der Freiheit der Kinder Gottes leben zu können – es ist mehr als ein Segen, es ist ein Lebensstil.

Inmitten der undurchschaubaren und komplexen Verwicklungen, die leicht in die Logik der Macht und Übermacht abdriften, gilt es neu, die Freiheit zu spüren und das Ereignis des Lebens zu erfahren – und Beziehungen zu stiften. Wie sagte Papst Franziskus in Evangelii Gaudium?

Heute, da die Netze und die Mittel menschlicher Kommunikation unglaubliche Entwicklungen erreicht haben, spüren wir die Herausforderung, die „Mystik“ zu entdecken und weiterzugeben, die darin liegt, zusammen zu leben, uns unter die anderen zu mischen, einander zu begegnen, uns in den Armen zu halten, uns anzulehnen, teilzuhaben an dieser etwas chaotischen Menge, die sich in eine wahre Erfahrung von Brüderlichkeit verwandeln kann, in eine solidarische Karawane, in eine heilige Wallfahrt. Auf diese Weise werden sich die größeren Möglichkeiten der Kommunikation als größere Möglichkeiten der Begegnung und der Solidarität zwischen allen erweisen. Wenn wir diesen Weg verfolgen könnten, wäre das etwas sehr Gutes, sehr Heilsames, sehr Befreiendes, eine große Quelle der Hoffnung! Aus sich selbst herausgehen, um sich mit den anderen zusammenzuschließen, tut gut. Sich in sich selbst zu verschließen bedeutet, das bittere Gift der Immanenz zu kosten, und in jeder egoistischen Wahl, die wir treffen, wird die Menschlichkeit den kürzeren ziehen.“ (EG 87)

Christian Hennecke


                                     Foto:  Jan Vašek auf pixabay.com

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