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Papst Franziskus segnet ein Kind.

Stefan Heße

Papst Franziskus – ein Seelsorger auf dem Stuhl Petri

13.03.2024

„Buona sera“  – so begrüßte Papst Franziskus die wartende Menschenmenge auf dem Petersplatz an jenem denkwürdigen 13. März 2013. Heute jährt sich zum elften Mal der Frühlingsabend, an dem der argentinischen Kardinal Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus auf die Loggia trat.  Der erste nicht-europäische Papst seit dem 8. Jahrhundert hat durch seine unkonventionelle Art vom ersten Moment an Interesse geweckt: Welche Perspektive würde ein Lateinamerikaner einbringen? Welche inhaltlichen Akzente würde er setzen? Wird sein Name Programm? Nach mehr als einem Jahrzehnt Amtszeit sind prägende Schwerpunkte dieses Pontifikates deutlich. Es sind Akzente, für die wir Papst Franziskus dankbar sein dürfen und die für unsere Situation durchaus relevant sind. Als Jesuit setzt er neben der ignatianischen Vorgehensweise auch franziskanische Impulse:

An die Peripherie

Papst Franziskus wendet sich den Rändern der Kirche und der Gesellschaft zu. Er vollzieht die Fußwaschung am Gründonnerstag an Männern, Frauen – ja sogar Menschen anderer Religion, die im Gefängnis inhaftiert sind. Flüchtende Menschen nimmt er immer wieder in seinen sorgenden Blick. So setzt er ein Zeichen und nimmt 2016 zwölf syrische Flüchtlinge – drei Familien aus Syrien, mit auf seinen Rückflug von der Insel Lesbos in den Vatikan. Seine Aufmerksamkeit gilt auch den zahlreichen Obdachlosen der ewigen Stadt:  2015 hat er für diese Menschen ein Gesundheitszentrum „Mutter der Barmherzigkeit“ unter den Kolonnaden des Petersplatzes errichtet, das von Kardinal Konrad Krajewski geleitet wird. Doch es geht weit über die Hilfsangebote hinaus. Bewegend war eine exklusive Führung durch die Sixtinische Kapelle mit 150 Obdachlosen. Papst Franziskus hat jeden der 150 Obdachlosen persönlich begrüßt und sie in „ihrem Haus“ willkommen geheißen.

Strukturreform in Kurie und Kirche

Gegen den Klerikalismus und zur Stärkung der Weltkirche – das sind zwei Anliegen, die eng mit seiner Kirchenreform verbunden sind und regelmäßig in den Weihnachtsansprachen anklingen. Franziskus hat nicht nur das Kardinalskollegium internationalisiert und diversifiziert und somit einen eurozentrischen Blick aufgegeben. Er hat eine grundlegende, verschlankende Kurienreform unternommen, die es nun auch möglich macht, dass Frauen Dikasterien leiten. Den Begriff der Synodalität, der jetzt in aller Munde ist, definiert der Papst als Einander-Zuhören, sich begegnen und gemeinsam unterscheiden. Er setzt dabei auf die stärkere Einbeziehung der Laien, insbesondere der Frauen. Bei der Weltsynode prägte sich hier das Bild der „runden Tische“ ein. Synodalität versteht der Papst aber vorwiegend als einen geistlichen Prozess, in dem maßgeblich der Heilige Geist involviert ist.

Schöpfungsbewahrung

Mehr als jeder andere Papst, macht Franziskus das Umweltthema stark. Der Bezug zum Sonnengesang des Heiligen Franziskus findet sich daher nicht nur im Namen seiner ersten Umweltenzyklika Laudato si. 2015 richtete er einen Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung ein (1. September) und in seiner zweiten Umweltschrift „Laudate Deum“ spricht er dezidiert die Klimakrise an. Mit dieser Thematik trifft der Papst den Nerv der Zeit, besonders der jüngeren Generation. Mit Blick auf unsere Kirche sehe ich hier noch viel Potential, das wir ausschöpfen sollten.

Mahnung zum Frieden

Wenngleich es ein trauriges Kapitel der jüngeren europäischen Gesichte ist, so prägte Papst Franziskus den Ausdruck des „dritten Weltkrieges in Stücken“. Von verschiedenen Seiten der Öffentlichkeit wurde er dafür kritisiert, zu wenig oder zu unklare Positionierung zu beziehen. Viele warfen ihm vor, sich sowohl im Ukraine-, als auch im Gaza-Krieg nicht klar auf eine Seite zu stellen. Diese Haltung wird oberflächlich betrachtet, als diplomatische Neutralität gewertet. Dahinter steht jedoch, was die Kirche seit jeher vertritt: jedes Menschenleben – unabhängig der Volkszugehörigkeit – ist vor Gott gleichermaßen wertvoll. Die Leidenden eines jeden Volkes verdienen unser Mitgefühl, Gebet und unsere Solidarität.

 

Papst Franziskus ist der Seelsorger auf dem Stuhl Petri. Ein prophetischer Fingerzeig für uns, sich jenen zuzuwenden, die an unseren Rändern auf ein Zeichen der Barmherzigkeit und Hoffnung warten. Der Papst ist gewiss betagt. Er laboriert offenbar seit Längerem an Krankheiten. Gerade jetzt gilt ihm unser Respekt und Dank für seinen Dienst in der Leitung der Weltkirche in einer Zeit grundlegender Transformation. Mit der Setzung wichtiger Themen versucht er, einen Weg in die Zukunft zu bahnen.

 

Erzbischof Dr. Stefan Heße, Erzbistum Hamburg

 


 Foto: Manfred Kindlinger auf pixabay.com

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