Rolf Steinhäuser
„Hosiannah“ und „Kreuzigt ihn“
21.03.2013
Manche haben es mit Häme registriert, andere empfanden Mitleid. Ich rede vom Absturz von Martin Schulz und Sigmar Gabriel. Der eine war Mister 100 %, vor einem Jahr noch messianischer Hoffnungsträger seiner Partei, der andere nach allen Umfragen Deutschlands beliebtester Politiker. Jetzt scheinen beide ihre politische Zukunft hinter sich zu haben.
Am Palmsonntag könnten sich beide an einen anderen messianischen Hoffnungsträger erinnern, der auch einmal der Liebling des Volkes war. Auf den triumphalen Einzug Jesu in seine Stadt Jerusalem folgen bald Gefangennahme, Folterung und Kreuzigung.
Als Kind hat mich das immer irritiert, dass am gleichen Sonntag, an dem wir mit geschmückten Palmstöcken in den Händen den Einzug Jesu in Jerusalem „nachgespielt“ haben, als Evangelium die grausame Leidesgeschichte vorgelesen wurde. Ich dachte mir: die kommt am Karfreitag noch früh genug.
Aber der Palmsonntag will uns erinnern: Auf die Hosianna-Rufe folgt oft sehr schnell das „Kreuzigt ihn!“
Heißt das für unser Leben: „Freu dich nicht zu früh. Der Tod kommt ganz sicher“? Oder heißt das: „Mach dich nicht abhängig von der momentanen Gunst der Leute“? Manche sagen: „Das Leben ist wie ein Rad, das sich dreht, mal bist du oben. Mal unten.“
Christen sehen das definitiv anders. Seit Ostern sagen sie:
Kein Mensch fällt aus der Hand Gottes. Niemand fällt tiefer als in seine Hände. Das zeigt sich im Leben Jesu, den Gott nicht im Tod gelassen hat.
Wer das glauben kann, der hat es gut.
Weihbischof Rolf Steinhäuser, Köln
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