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Erntegaben

Gott ist der HERR

28.09.2022

Die Bilder martialisch anmutender Ernteschlachten in der zwangskollektivierten DDR-Landwirtschaft stehen mir auch Jahrzehnte später vor meinem geistigen Auge. „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein“, tönte es aus den Megafonen der sozialistischen Propagandisten bis ins letzte Dorf hinein. Und in der Schule lernte ich: „Es rettet uns kein höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“ Als Kind christlicher Eltern widersprach ich: „Es geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott“. So hatte ich es in dem schönen Lied „Wir pflügen und wir streuen“ gelernt. An diese Glaubenszuversicht, die mich von Kindheit an tief geprägt hat, werde ich seit geraumer Zeit wieder erinnert. Ganz im Gegensatz zum sozialistischen Größenwahn durften wir erleben, wie ein bis an die Zähne bewaffnetes System an seinen eigenen hohlen Phrasen scheiterte und die Lügengebäude der Herrschenden komplett in sich zusammenfielen.

Das kommende Wochenende mit Erntedankfest und dem darauffolgenden Tag der Deutschen Einheit bietet gute Gelegenheit, an diese Zusammenhänge zu erinnern. Gott hatte sich nicht nur als Schöpfer des Himmels und der Erde gezeigt, sondern wir haben IHN auch als HERRN der Geschichte erleben dürfen. Neben einer weltpolitisch günstigen Lage waren es der Glaube an die alten prophetischen Weissagungen und unsere Gebete in Jesu Namen, die vor 33 Jahren vor allem aus den Kirchen heraus eine friedliche Revolution ermöglicht hatten. Ein Wunder Gottes.

Ja, Gott ist HERR des Himmels und der Erde und der Geschichte. Es ist mein Glaube an Gott, den HERRN und seine Hinwendung zu uns Menschen in Jesus Christus, der mir jeden Tag Auftrag ist, mich für SEINE Schöpfung einzusetzen, Liebe gegenüber meinem Nächsten zu üben und „nach der Stadt Bestem“ zu suchen.

Umso befremdlicher empfinde ich die Ansprüche von Menschen, die heute meinen, ohne Gott nicht weniger als unsere Welt retten zu können. In dieser Gefahr steht auch der in kirchlichen Gruppen beliebte Slogan „Gott hat keine Hände außer unseren“. Denn wer von Gott nichts mehr im Sinne einer Rettung erwartet, dessen Erwartungshaltung muss ja wohl zwangsläufig vollkommen auf den Menschen gerichtet sein. Wir sollten aus unserer eigenen deutschen Geschichte gelernt haben: Das Ansinnen des Menschen, sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen, ist stets brutal schief gegangen. Deswegen: Ich glaube an Gott. Ich bete und arbeite. Ich danke IHM. ER ist der HERR.

Christine Lieberknecht
Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen a.D.


Foto: Lubos Houska – pixabay.com

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