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Eine weiße Taube im Flug.

Frank Riedel

Der Mensch im Mittelpunkt

01.05.2024

Vor kurzem war die Meldung zu lesen, die weltweiten Verteidigungsausgaben seien im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie noch nie. Das Internationale Friedensforschungsinstitut Stockholm – kurz SIPRI – gab die neuesten Zahlen Ende April bekannt. Zwar dürfte ein Teil der Kostensteigerungen auch durch die weltweit hohe Inflation bedingt sein, aber es ist doch auch offensichtlich, dass militärische Konflikte wie der Ukrainekrieg oder der Krieg Israels gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen – und das sind nur die Konflikte, die uns tagtäglich in der Berichterstattung vor Augen sind – den Hauptteil dazu beitragen.

Gleichsam als Unterstreichung des SIPRI-Berichts beschloss der US-Senat wenige Tage später ein milliardenschweres Militärpaket zur Unterstützung der Ukraine sowie für Israel im Kampf gegen die Hamas. Der Beschluss, der zuvor monatelang blockiert worden war, sorgte schließlich bei vielen für Erleichterung.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden Militärausgaben weitaus kritischer betrachtet. Denken wir etwa an das sogenannte 2%-Ziel der Nato, nach dem die Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses mindestens 2% ihres Bruttoinlandsproduktes in Rüstungsausgaben investieren sollten. 2014 wurde diese Zielmarke auf einem NATO-Gipfel vereinbart, allerdings in der Formulierung eher weich gehalten als erwünschte Annäherung. Während der Trump-Regierung in den USA wurde viel darüber diskutiert und gestritten. Wer hätte damals gedacht, dass Deutschland dieses Ziel 2024 tatsächlich erreicht haben wird.

Ein anderes Anzeichen für die kritische Betrachtung von Militärausgaben: Im Finanzsektor war über lange Zeit klar, dass für sogenannte nachhaltige Geldanlagen Investitionen in Waffen und Rüstungsgüter ausgeschlossen waren. Seit dem 24. Februar 2022 ist dies mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine zumindest in Diskussion gekommen.

In der vergangenen Woche gab es schließlich noch eine weitere Nachricht, in der es um Militärisches ging: Der Bundestag beschloss, einen nationalen Veteranentag einzuführen, der künftig zu mehr Anerkennung und mehr Sichtbarkeit von Soldatinnen und Soldaten führen solle.

In einem Radiobeitrag hörte ich, der öffentliche Gedenktag könne dazu beitragen, die Verletzungen, die Bundeswehrangehörige physisch wie auch psychisch erfahren haben, mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Wenn dem so wäre, dann wäre das ein gutes Zeichen. Denn dann rückt der Mensch in den Fokus. Dann beschäftigen wir uns nicht mehr nur mit Zahlen und technokratischen Entscheidungen.

In jedem Krieg geht es nämlich nicht bloß um Strategien, Waffensysteme und ausreichend Munition, sondern zuallererst um Menschen, die unter den Folgen des Krieges leiden und die zu Opfern werden.

In einem Monat findet der Katholikentag in Erfurt statt. Er steht unter dem Motto: „Zukunft hat der Mensch des Friedens“. Wie wahr!

P. Frank Riedel, München
Schönstatt-Pater


                                    Grafik: Kiều Trường auf Pixabay

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