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Christine Praetorius

Teilen wie Martin

11.11.2023

Was können wir denn heute noch teilen, was von Sankt Martin lernen?

Angesichts dessen, was wir mit Blick auf die Nachrichten sehen, müssten wir doch wirklich resignierend denken: was geht denn da überhaupt noch, und wie sinnvoll ist es zu teilen? Dann denken wir vielleicht darüber nach, dass wir ja Steuern zahlen, Kirchensteuern obendrein und auch noch spenden, angerührt von der weltweiten Not oder um unser Gewissen zu besänftigen.

Wir wollen vielleicht wirklich teilen und meinen, nicht einmal das zu können: Der, dem zu helfen wäre, ist ja viel zu weit entfernt, um ihm mit einer Geste der Nächstenliebe eine Gabe zu überreichen. Packen wir, statt zu resignieren, z. B. kleine Präsente in Schuhkartons oder geben Kleidung an andere gemeinnützige Organisationen- aber ist damit wirklich geholfen? Ja, es sind Hoffnungszeichen: noch heute denke ich voll Dankbarkeit an ein Paket, das aus den USA kam. Als kleines Kind bekam ich hier ein Samtkleidchen von mir unbekannten Spendern gesandt, und an diese Geber denke ich heute noch liebevoll.

Was können wir aber noch teilen: wir können Zeit schenken, ein Lächeln, Freude teilen. Und wir können Vergebung schenken! Das ist für mich ganz wichtig geworden: Liebe schenken, Vergebung schenken! Und die Erfahrungen, die wir so machen, die trotz allem Kampf im Innern dann doch beglückend werden, mit-teilen als Hoffnungszeichen wider die Resignation.

So teilte ein Vater, dessen Sohn unlängst bei diesem schrecklichen Massaker in den USA durch einen Einzeltäter erschossen wurde, unter größtem seelischem Schmerz in den Medien mit, dass er den Täter nicht hasse, weil er Christ sei. Und als Christ könne er nicht hassen. Er habe sich als Christ dagegen entschieden.

Wir sollen nicht passiv werden in einer ungerechten Welt, sondern das unsrige tun um sie gerechter, lebenswerter und liebevoller zu machen. So wie Sankt Martin, der genau das gab, was er in dieser Situation geben konnte, der nicht lang fackelte, sondern spontan dem Frierenden half mit dem, was er gerade jetzt zur Verfügung hatte, seinen Umhang für ihn halbierte. Oder wie dieser Mann, der seinen Sohn verlor und Vergebung schenkte.

Als Christen haben wir bei all dem momentanen Elend dieses reale, absolute Hoffnungszeichen, diesen Gott mit uns, der alle Not sieht, überall dabei ist und der uns vor dem Resignieren schützt. Denn letztendlich ist Er es, der alles richtigstellen wird, der hilft und beisteht – zu Seiner Zeit, in Seiner Art. Der Seine Liebe und Vergebung schon längst mit uns teilt. So dürfen wir froh das tun, wozu er uns anregt. Und wenn es nur ein lieber Gedanke, ein Blick der Versöhnung, ein liebes Wort ist – da ist schon viel getan und vielleicht fällt uns ja noch viel mehr ein, was wir teilen können …

Christine Praetorius, Karlstein am Main
Psychologische Psychotherapeutin


                                    Foto von Falco auf Pixabay.com

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