0261.604090

basis Kommentare

Papier und Mikrophon

Hubertus Brantzen

Kommunikation in der Kirche

27.07.2022

In unserer Tageszeitung fand ich dieser Tage eine Karikatur, die den Papst mit einem Papier „Reformen“ in der Hand darstellte. Neben seinem Tisch stand, deutlich verschreckt, ein deutscher Katholik, der sich die Worte des Papstes anhörte: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst…“ Als Unterschrift wurde dieser Satz weitergeführt: „… werden keine verbotenen Themen diskutiert“.

Es war ein bildhafter Kommentar zu einer Verlautbarung aus dem Vatikan, dass in dem synodalen Weg der deutschen Kirche keine Beschlüsse im Blick auf Leitungsstrukturen und die Lehre der Kirche gefasst werden könnten. Der Text besitzt keine Unterschrift und wirft damit die Frage auf: Wer will hier wem was verbieten? Entsprechend lavierend waren die Reaktionen in Deutschland.

Der Vorgang zeigt erneut ein Grunddilemma in der Kirche – in Rom, in Deutschland und anderswo: Wir sprechen von der communio, der Gemeinschaft des ganzen Volkes Gottes und haben auch fast 60 Jahre nach dessen Definition während des Zweiten Vatikanischen Konzils doch noch keine Art und Weise gefunden, wir die Glieder des Volkes Gottes miteinander umgehen sollen. Das gilt für die Anweisungen aus Rom. Das gilt für den Umgang im synodalen Prozess, in dem Parteiungen einander Ultimaten und Bedingungen stellen, die die Einheit bedrohen.

Was wäre eine entsprechende Art und Weise, miteinander umzugehen? „communio“ hat mit „Kommunikation“ zu tun. Eine Gemeinschaft, in der nicht „kommuniziert“ wird, sondern Regelungen und Bedingungen mitgeteilt werden, gräbt sich selbst ihr Grab. Dabei gibt es ein Modell, nach dem Kommunikation gelingen könnte: das Apostelkonzil, wie es die Apostelgeschichte 15 schildert.

Kriterium 1:

„Da beschlossen die Apostel und die Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde…“ (15,22) – Beschlüsse und Weiterentwicklung der Kirche gibt es nur im Miteinander aller. Keine Stimme ist zu klein, als dass sie nicht gehört werden sollte. Es könnte sein, dass Gott durch die Kleinsten sprechen möchte.

Kriterium 2:

„Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen…“ (15,28) – Bei allen Entwicklungen und Veränderungen in der Kirche geht es nicht darum, wer die Macht, die einflussreichere Lobby oder das bessere Durchhaltevermögen hat, um etwas durchzusetzen, sondern um die Frage: Wohin führt uns der Geist Gottes? Jeder, der von vornherein weiß, was am Ende eines Geist-vollen Prozesses herauskommt oder herauskommen muss, handelt gegen dieses Kriterium.

Wenn wir also um die Art und Weise des Umgangs miteinander ringen, geht es vor allem und zuerst darum, was der Einheit dient und wie wir die Geister unterschieden können, die sich zu Wort melden.

 

Für das Basis-Team: Hubertus Brantzen


                      Foto: Peter Weidemann – Pfarrbriefservice.de

Antworten