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Eine Skulptur, die sich die Hand ans Ohr hält, um besser zu hören.

Ludger Schepers

Hören und Synodalität

22.11.2023

Der Mensch hat vier Ohren. Zwei am Kopf; das ist bekannt. Die anderen beiden Ohren liegen versteckter, genauer gesagt am Herzen. In der Wissenschaft haben sie die schöne Bezeichnung „Herzohren“, lateinisch „Auricula cordis“. Mediziner interessieren sich für diese beiden ohrenähnlichen Ausstülpungen, weil sie mitunter durch Blutgerinsel verstopft sind und dann Probleme bereiten.

Die frühen Gestalten der christlichen Spiritualität wussten noch nichts von dieser anatomischen Kuriosität. Wenn sie vom Hören mit dem Herzen sprechen, meinen sie etwas ganz Anderes: etwas aus der Erfahrungswelt des Glaubens.

Ein solches Hören will gelernt sein. Aus den vielen Geräuschen und Stimmen, die uns im Alltag umgeben, ist das herauszuhören, was Gott uns zuspricht. Das setzt voraus, dass wir nicht nur hören, was wir hören wollen, sondern das an uns heranlassen, was Gott für uns bestimmt hat.

„Wo Hören ist, da ist die Kirche, und dieses Hören kann nur synodal sein”, sagte Kardinal Grech vor der Weltsynode.

Für mich ist dieses Hören bei der Konstituierung des Synodalen Ausschuss am 10.-11.11.2023 in Essen spürbar gewesen. Das gemeinsame Anliegen für eine synodale Kirche ließ eine Satzung und Geschäftsordnung gelingen.

Alle Teilnehmer:innen des Synodalen Ausschuss haben schon im je eigenen Kontext ihrer Tätigkeiten im wahrsten Sinne, viel um die Ohren. Manchmal führt das dazu, dass das, was man hört zum einen Ohr hinein und zum anderen hinausgeht. Man vergisst dann schnell etwas oder ignoriert das Gehörte, was rasch zu Konflikten führt.

Angesichts der aktuellen Lage der Kirche in Deutschland will der Synodale Ausschuss, in Fortführung des Synodalen Weges, das bisher Erreichte weiter fortführen und zur Umsetzung bringen. Alle wollten ganz Ohr sein, die Zeichen der Zeit verstehen und sich mit ganzer Kraft für das Evangelium einsetzen, damit die Kirche zu einem Ort der Wahrheit und der Freiheit, des Friedens und der Gerechtigkeit wird, damit die Menschen neue Hoffnung schöpfen, wie es in einem Hochgebet formuliert ist.

Ich bin dankbar, dazu auf meine Weise beitragen zu dürfen und dankbar für alle Weggefährt:innen.

Weihbischof Ludger Schepers, Essen


                              Foto: Ilo – pixabay.com

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