Frank Riedel
Randnotiz: Zuversicht
23.08.2023
„Wir sind noch nicht perfekt, aber wir kriegen das hin“, äußert sich der Fernsehkoch und Gastronom Alexander Herrmann in einer Tageszeitung und beschreibt so eine Haltung, die er sich für Politik und Gesellschaft mehr wünschen würde. „Momentan wird eher mit Angst Politik gemacht.“ Es ist buchstäblich eine „Randnotiz“, ein kleiner Text mit wenigen Zeilen, der bei all den großen Themen auch leicht überlesen werden kann. Und wenn schon! Welche Relevanz hat es, was ein Koch über Politik denkt?
Dennoch bleibe ich an der kleinen Notiz und den darin geäußerten Gedanken hängen. Offensichtlich trifft die Aussage etwas, das mich in letzter Zeit auch immer wieder beschäftigt. Bei all den Nachrichten über Koalitionsstreitigkeiten, nicht erreichte Ziele in der Klimapolitik, Fragen nach den richtigen Signalen zur Stabilisierung der Wirtschaft und andere, scheinbar unlösbare, Herausforderungen wünsche ich mir manchmal etwas mehr Kommunikation. Eine Kommunikation, die einordnet und, statt einseitig Grenzen und Misserfolge in den Mittelpunkt zu stellen, Perspektiven aufzeigt.
Dabei bin ich mir bewusst, dass es zum Wesen der Politik gehört, dass nicht einfach nur Harmonie herrscht und sich alle einig sind. Gerade unsere parlamentarische Demokratie lebt vom konstruktiven Streiten, von der Debatte. Um Positionen muss gerungen werden. In der Ampelkoalition, die aufgrund der Grundverständnisse der beteiligten Parteien ganz unterschiedliche Perspektiven integrieren muss, wird das immer wieder sichtbar. Was aber durch den oft öffentlich ausgetragenen Streit in den Hintergrund tritt, ist die Tatsache, dass die Debatte auch ein Ziel haben und letztlich zu Lösungen führen muss.
Wer weist in den ganzen Prozessen darauf hin, wo wir gerade stehen? Wo wird deutlich, dass bei allem Ringen am Ende nicht nur unvereinbare Positionen aufeinanderprallen, sondern gemeinsame Anliegen und Gestaltungsaufgaben im Blick sind? Politik lebt nicht nur von der Debatte, sondern auch davon, dass sie vermitteln kann, dass eine gemeinsame Vision für das Handeln leitend ist. Dies deutlich zu machen ist Aufgabe einer die Politik begleitenden Kommunikation. Man kann sich fragen, ob dieser Aspekt derzeit einfach zu kurz kommt oder ob er in der Medienlandschaft zu wenig durchdringt.
Anfang September kommen in der Nähe von Koblenz junge Leute zum Jugendfestival „Nacht des Heiligtums“ zusammen. Auch eine Randnotiz im großen Weltgeschehen. Aber auch hier entdecke ich eine ermutigende Botschaft. Das Motto der Veranstaltung lautet „risk ist – ZuverSICHT“. Das in Großbuchstaben geschriebene Wort „Sicht“, das in der Zuversicht enthalten ist, macht deutlich, dass es auch eine Frage der Perspektive ist, ob wir mit Zuversicht in die Welt blicken oder nicht. Auch für die eigene Haltung gilt: Es liegt (auch) an uns, wie wir in die Welt blicken und mit welcher Haltung wir die Herausforderungen, die sich uns stellen, anpacken.
Ich will mit Zuversicht in die Zukunft schauen. „Wir sind noch nicht perfekt, aber wir kriegen das hin.“ Das könnte mehr sein als eine Randnotiz.
P. Frank Riedel, München
Schönstatt-Pater
Grafik: Nacht des Heiligtums 2023 – nachtdesheiligtums.de
Dies zu lesen, lieber Pater Frank, hat mir wieder sehr geholfen mit meinen
Gedanken „weiter“ zu kommen! Ich kann nur immer wieder danke sagen!
Herzlichen Dank für die Rückmeldung! Ich freue mich, wenn die Gedanken Resonanz finden.